Spiritualität vs. Intelligenz

 Steve Pavlina & Stephan Schubert·

Schließen sich Spiritualität und Intelligenz gegenseitig aus? Müssen wir uns entscheiden, entweder rational oder spirituell zu leben, aber beides zugleich ist unmöglich? Dieser Artikel erforscht den hier wahrgenommenen Konflikt zwischen Spiritualität und Intelligenz und zeigt eine Möglichkeit auf, dass beide Wege womöglich zum gleichen Ziel führen. Allerdings folgen die meisten Menschen keinem der beiden Pfade so weit, dass sie je diesen Punkt erreichen würden.

Vor einigen jahren hätte ich diese Fragen mit “Ja” beantwortet. Aber heute sehe ich, dass dieser Konflikt nur eine Illusion ist. Genaugenommen denke ich, dass Intelligenz und Spiritualität letztendlich dem gleichen Pfad folgen und ich meine das nicht in dem Sinne, dass man sich von religiösen Lehren das Hirn waschen lässt und dann davon überzeugt werden soll, indem Fakten manipuliert werden. Ich meine das so, dass das Akzeptieren des eigenen Intellekts in vollem Ausmaße, schließlich dazu führt, dass man einen Sinn für Spiritualität entwickelt. Vielleicht nennt du es nicht so, aber du wirst dich dabei ertappen, dass du ähnliche Resultate erzielst, wie einige der aufgeklärtesten Menschen um dich herum.

Was Intelligenz vs. Spiritualität angeht, so entsteht das Problem aus dem wahrgenommenen Konflikt zwischen diesen scheinbaren Gegensätzen. Diese Wahrnehmung hindert uns daran, einer der beiden Seiten weit genug zu vertrauen und ihr zu folgen. Wir gehen mit beiden Ansätzen nur jeweils ein Stück mit und schlagen uns dann wieder auf die andere Seite. Wir haben unsere intellektuellen und spirituellen Interessen, aber mögen die beiden sich niemals begegnen. Sie werden von einander getrennt gehalten oder wenn nötig aufgespalten. In der Geschäftswelt werden unsere Handlungen durch Intelligenz bestimmt; wir erzielen die besten Resultate, wenn wir die intelligentesten Entscheidungen treffen. Aber wenn wir nach Hause kommen, meditieren und beginnen Fragen zu stellen, wie zum Beispiel

“Was ist der Sinn des Lebens?”

dann müssen wir uns plötzlich ganz anderen Regeln stellen. Jetzt verlassen wir augenscheinlich das Territorium des Intellekts und betreten das spirituelle Reich. Wir versuchen auf intelligente Weise mit unserer äußeren Welt und auf spirituelle Weise mit unserer inneren Welt zu interagieren.

Jedoch ist dieser wahrgenommene Konflikt nur künstlich entstanden. Wenn du nur deiner Intelligenz oder deinen spirituellen Ansichten weit genug folgen würdest—also wenn du wirklich die Grenzen ausloten würdest—dann würdest du am gleichen Ort enden. Der Konflikt ist rein imaginär. Er existiert nur in unseren Gedanken.

Lass mich erklären, wie das sein kann und wie diese Erkenntnis sich auf mein Leben ausgewirkt hat.

Meine Erziehung lag komplett auf der intellektuellen Seite. Meine Mutter war eine Mathematik-Professorin an einem College und mein Vater ein Ingenieur für Luft- und Raumfahrt. Meine Familie war ziemlich religiös, aber ich habe uns nie als spirituelle Menschen gesehen. Ich bin in einer von Religion geprägten Umgebung aufgewachsen—jeden Sonntag ging es in die Kirche und 12 Jahre auf einer katholischen Schule ließen einen diesen Umstand kaum ignorieren—aber für mich gab es da keine tiefere Spiritualität hinter diesen eingetrichterten Vorstellungen. Religion war für mich nur ein weiteres Fach in der Schule, so wie Mathematik oder Geschichte. Es ging hauptsächlich darum, sich an Dinge zu erinnern, komplizierten Regeln zu folgen und Sakramente durchzustehen, wie die Beichte, wo ich einem Fremden meine Sünden erzählen musste und dann Buße tat.

Als ich 17 war, führte dieser Bruch in mir dazu, dass ich das bisschen Religion was noch in mir war, abschüttelte und Atheist wurde—sehr zum Leidwesen meiner Familie. Ich fand, diese Entscheidung machte absolut Sinn. Ich wurde gelehrt intelligent zu sein und rationale Entscheidungen zu treffen und ich stellte fest, dass meine religiöse Erziehung höchst irrational war. Auf meine eigene Weise dachte ich vermutlich, dass ich einen logischen Fehler korrigiere, den meine Eltern gemacht hatten. Dieser Eindruck verstärkte sich nur noch, als ich ihre Reaktion auf diese Entscheidung sah, die, wie du dir sicherlich vorstellen kannst, jede Spur von Rationalität vermissen ließ. Ich war froh, als ich nach dem Ende der Schule ausziehen konnte. Und abgesehen von Hochzeiten oder Beerdigungen (in beiden Fällen nicht mich betreffend), habe ich seitdem keinen Fuß mehr in eine Kirche gesetzt.

Am College habe ich zwei Abschlüsse in Informatik und Mathematik gemacht, zwei Fachgebiete, wo die Rationalität uneingeschränkt herrscht. Ich neigte dazu, spirituelle Menschen als etwas verrückt anzusehen—meiner Meinung nach verschwendeten sie ihre Zeit anstatt wertvolle Beiträge für die Gesellschaft zu leisten, wenn man von einigen bemerkenswerten Ausnahmen absieht (wobei ich auch da so meine Zweifel hatte). Für mich waren spirituelle Menschen von einem niedrigeren Intelligenzgrad, die mehr von flüchtigen Emotionen denn von Intelligenz und gesundem Menschenverstand geleitet wurden. Im Allgemeinen sah ich sie als dumm und unbeholfen—im besten Falle noch als fehlgeleitet an. Ich widmete mich einer rein rationalen Existenz und bin allen religiösen oder spirituellen Dingen ausgewichen.

Jahre später begann ich zu hinterfragen, wie meine Überzeugungen eventuell die Realität erschufen (anstatt diese nur zu beobachten). Ich lernte den Unterschied zwischen stärkenden und schwächenden Überzeugungen kennen. Das kam vor allem dadurch, dass ich mich in meinen frühen 20ern mit einer Menge Material über Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt hatte. Denker wie Earl Nightingale, Napoleon Hill, Norman Vincent Peale, Brian Tracy und Tony Robbins lehrten mich, dass meine eigenen Gedanken und Einstellungen einen kritischen Einfluss auf meine Resultate haben. Wenn ich glaubte, dass ich etwas erreichen konnte, dann war es auch sehr viel wahrscheinlicher, dass ich es schaffen würde. Wenn ich mich in Gedanken schon selbst besiegt hatte, dann würde das meinen Fortschritt nur behindern.

Dieses Konzept stand mit meinem Intellekt in Einklang. Es war nicht schwer zu sehen, welche Rolle meine Gedanken hier spielen. Ich hatte dafür bereits genug Beweise gesehen, sowohl in meinem eigenen Leben, als auch dem anderer. Ich konnte sehen, dass eine positive Einstellung und Konzentration auf das, was ich haben wollte, mich erfolgreicher machten, als wenn ich pessimistisch und besorgt war. Für mich war das an sich gesunder Menschenverstand, aber dennoch war es auch ein großer Durchbruch, da ich vorher nie darüber nachgedacht hatte, dass meine eigene Einstellung so eine entscheidende Rolle in meinem Leben spielen könnte. Ich habe vorher auch nicht erkannt, dass ich durch eine Änderung meiner Einstellung auch meine Resultate verändern konnte. Als ich ungefähr 21 war, dachte ich mir:

“Wow … dann ist es wohl besser, wenn ich eine positive Einstellung bewahre. Ich konzentriere mich besser auf das, was ich will. Ansonsten sabotiere ich mich nur selber. Und Selbstsabotage ist nicht sonderlich intelligent.”

Dieses Konzept erweiterte sich nach und nach auf mehr, als nur eine positive Einstellung zu bewahren, da ich immer mehr Bücher über Persönlichkeitsentwicklung las. Tony Robbins Buch (neben vielen anderen) brachte mir das Konzept von stärkenden und schwächenden Überzeugungen nahe. Zum Beispiel, wenn ich glaube, dass Computer zu kompliziert und verwirrend sind, dann vermeide ich es nur, einen zu benutzen. Wenn ich vom Gegenteil überzeugt bin, dann begrüße ich die Technologie. Die letzte Überzeugung ist also viel stärkender, weil sie mir die Option gibt, Technologie zu benutzen, wenn ich sie effektiv einsetzen kann, aber mit der ersten Überzeugung stehen mir da weniger Möglichkeiten zur Verfügung. Zu etwas fähig zu sein, ist eine intelligentere Wahl als unfähig zu sein.

Während meiner Zeit am College interessierte ich mich mehr und mehr für diese Idee von stärkenden vs. schwächenden Gedanken und insbesondere, wie meine eigenen Ansichten meine Resultate beeinflussen—vielleicht auf eine Weise, die ich noch gar nicht realisiert hatte. Das war nichts Spirituelles. Ich war an diesem Punkt immer noch ein Atheist und es war ein rein intellektuelles Thema. Ich interessierte mich sehr für Zeitmanagement und Produktivität und begann mich zu fragen:

“Was, wenn meine aktuellen Überzeugungen nicht die optimalsten sind, die ich gerade haben könnte?”

Als Computerprogrammierer, der die rapiden Verbesserungen der Technologie mitbekam—ich begann im Alter von 10 Jahren BASIC auf einem Apple II zu programmieren und nutzte mit 21 Jahren bereits C (auf einem 486DX-50mhz PC)— dachte ich darüber in Form von Computeranalogien nach. Mein physisches Gehirn war meine Computerhardware. Meine Überzeugungen und Einstellungen waren das Betriebssystem (OS). Und meine Gedanken (eingeschlossen derer, die mich handeln ließen) waren die Software-Programme. Diese Software lief auf dem Betriebssystem, welches wiederum auf der Hardware lief. Wie baut man einen besseren Computer? Man upgraded die Hardware. Auch wenn es schön wäre, wenn ich mein eigenes Gehirn upgraden könnte, so sah ich da doch wenig praktikable Wege, mit Ausnahme von Ernährung und Sport. Aber wie sieht’s denn mit dem OS aus? Ich konnte mich erinnern, welchen Unterschied das Upgrade von MS-DOS 6 auf Windows 3.1 gemacht hatte. Die Computerhardware war immer noch die Gleiche, aber durch das Upgrade des Betriebssystems hatte sich alles verändert. Ich nutze andere Software. Ich erzielte andere (wohl auch bessere) Resultate.

Ich dachte mir,

“Was wäre, wenn ich das OS meines Gehirns upgraden könnte? Wie würde das aussehen?”

Dazu müsste ich mich meine persönlichen Überzeugungen und Einstellungen “upgraden”. Das bedeutet, dass ich meine fundamentalsten Ansichten über die Realität neu programmieren müsste. Das würde dazu führen, dass ich andere Gedanken habe (also andere Programme laufen lasse), was wiederum andere Resultate garantieren würde. Das Problem war aber, dass nicht ganz klar war, welche Änderungen eine Verbesserung und welche eine Verschlechterung bewirken würden oder ob die ganze Sache überhaupt die Mühe wert war. Würde eine Veränderung meiner Überzeugungen überhaupt einen spürbaren Unterschied in meinen Resultaten bewirken? Jedoch, um der Computeranalogie noch etwas weiter zu folgen, beschlich mich der Verdacht, dass ich auf einer intellektuellen Goldmine sitze.

Wie sieht so ein gutes OS-Upgrade aus? Du bekommst neue Features. Deine Software läuft schneller. Du bist produktiver. Du kannst mehr und bessere Dinge in weniger Zeit erledigen. Wenn ich also das OS meines Gehirns upgraden wollen würde, dann müsste ich nach diesen Resultaten Ausschau halten. Ansonsten würde ich nur meine Zeit verschwenden. Es könnte sogar sein, dass ich ein Downrade riskiere und schlechtere Resultate erziele (Windows Millenium Edition, hust, hust).

Trotz der Risiken, führte mich diese Erkenntnis dazu, auf die Suche nach anderen Glaubenssystemen zu gehen—eine Suche, die bis zum heutigen Tag andauert. Ich entschied mich bewusst und absichtlich meine Überzeugungen neu zu konditionieren, um herauszufinden, welchen Effekt unterschiedliche Glaubenssysteme auf meine Resultate haben werden. Ich begann mit an meinem eigenen Betriebssystem herumzuspielen. Von außen betrachtet, sah das wie ein spirituelles Streben aus und ich habe es auch oft so genannt, aber in Wahrheit war es eine intellektuelle Suche. Es war mein Ziel meine eigenen Ansichten über die Realität zu optimieren —mein persönliches Betriebssystem—, sodass ich fähig sein würde, mehr und bessere Dinge in weniger Zeit zu erledigen.

Das war kein simpler Prozess. Ich mache das nun seit den frühen 90ern und experimentiere immer noch. Der knifflige Teil ist, dass ich nicht wirklich wissen kann, welchen Effekt bestimmte Überzeugungen auf meine Resultate haben werden, bevor ich sie nicht ausprobiere. Es gibt einfach viel zu viel zugrundeliegende Komplexität damit man akkurat alles vorhersagen könnte. Ich muss eintauchen und es ausprobieren. Ist ein Glaube an Gott zum Beispiel stärkend oder schwächend? Wenn ich an Gott glaube, erlaubt mir das dann, mehr und bessere Resultate in weniger Zeit zu erreichen, als wenn ich ein Atheist wäre? Und wenn dem so ist, welche Form des Glaubens ist die Beste?

Wie du dir sicherlich vorstellen kannst, gibt es noch ein größeres Problem, da einige Überzeugungen auch neu definieren werden, was ich unter “Resultaten” verstehe. Aber weil ich nach einer Möglichkeit suchte, mich selber zu “upgraden”, musste ich wenigstens nicht ganz beim Urschleim anfangen. Ich hatte bereits ein laufendes OS. So konnte ich immer meine aktuellen Resultate mit früheren vergleichen und dann entscheiden, welche für mich “besser” waren. Da der Unterschied zwischen den Resultaten oft deutlich betont und offensichtlich war, war es für mich auch nicht schwer zu entscheiden, was mir besser gefiel, auch wenn es natürlich immer gewisse Unklarheiten bei so einer Suche gibt. Wenn ich zum Beispiel Millionär werde, dann würde ich sagen, dass es ein besseres Resultat ist, als pleite zu sein, wenn alles andere gleich bleibt. Das würde wohl kaum jemand anders sehen. Gesund zu sein, ist besser als Krankheit. Glücklich zu sein, ist besser als deprimiert zu sein. Verliebt zu sein, ist besser als Einsamkeit. Organisiert zu sein, ist besser als Unordnung. Produktiv zu sein, ist besser als Zeit zu verschwenden. Schlau zu sein, ist besser als dumm zu sein. Erfolg ist besser als Niederlagen. Wenn es nicht klar war, ob etwas nun ein Upgrade oder ein Downgrade war, dann habe ich es als neutral eingeordnet. Im Zweifelsfalle habe ich mich auf meinen gesunden Menschenverstand verlassen.

Ich habe meinen Weg durch diesen Prozess bereits in der Artikelserie Der Sinn des Lebens dokumentiert, insofern werde ich jetzt nicht die ganze Reise hier noch einmal wiederholen. Ich fand heraus, dass, wenn ich meiner Intelligenz weit genug folgte, sie mich zu einem Experiment mit verschiedenen spirituellen Ansichten führte, da diese fundamental für meine Wahrnehmung der Realität waren. Zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass der Atheismus in diesem Sinne nicht das optimalste Glaubenssystem für mich war, da es nicht die beste Resultate ermöglichte—aber der Katholizismus war es auch nicht. Für mich sind beide keine optimalen Betriebssysteme. Das Glaubenssystem, das ich heute habe und das für mich so weit die besten Resultate erzielt hat, ist eine Ansammlung von diversen Überzeugungen, die denen des Buddhismus ziemlich nahe kommen. Viele argumentieren, dass der Buddhismus nicht wirklich eine Religion ist und ich muss sagen, das stimmt auch.

Der Hauptgrund, warum ich mit verschiedenen Glaubenssystemen experimentiere, ist mein Wunsch, dasjenige zu finden, das für mich das intelligenteste zu sein scheint. Es geht schlicht um Effektivität. Die letzten Jahre waren die besten Meines Lebens—absolut kein Vergleich zu früher—und ich gehe davon aus, dass nächstes Jahr noch besser wird. Der Dank gebührt zu 99 % meinen Ansichten über die Realität—mein persönliches Betriebssystem. Mein aktuelles OS diktiert meine Gedanken und Handlungen und somit auch meine Resultate. Nach meinen Standards war das dieses Jahr herausragend und ich habe so viel mehr und bessere Resultate in weniger Zeit erreicht. Deine Überzeugungen werden vermutlich andere sein, insofern wirst du meine Resultate vermutlich nicht auf die gleiche Weise wie ich schätzen. Und das ist auch völlig in Ordnung. Ich will damit nicht sagen, dass du die gleichen Resultate wie ich haben sollst. Was ich damit meine ist, dass du dein Betriebssystem verbessern und verfeinern kannst, um die für dich besten Resultate zu erzielen. Du bist derjenige, der sich erstmal selbst diagnostizieren musste, um zu entscheiden, ob du optimal funktionierst oder ob du ein Upgrade vertragen könntest. Niemand sonst kann das für dich machen. Läuft deine Software (deine Gedanken und dein Verhalten) problemlos und effizient oder hast du Probleme mit Bugs, wie der Angst vorm Versagen, Aufschieberitis oder Depressionen?

Du kannst dich mit drei Listen selbst diagnostizieren:

  1. Neue Features, die du hinzufügen möchtest
  2. Möglichkeiten, existierende Features zu upgraden oder zu optimieren
  3. Bugs oder Defekte, die du gern beheben möchtest

Das wird dir genug Ideen geben, wo du bei deinem Glaubenssystem ansetzen kannst. Wenn du zum Beispiel lernen möchtest, ein Instrument zu spielen (eine neue Software, die in deinem Hirn läuft), dann wirst du vermutlich feststellen, dass dein OS einen Bug hat, der dir sagt:

“Ich bin keine musikalische Person.”

Also musst du dein OS fixen und diese einschränkende Überzeugung neu programmieren, bevor du eine neue Software installieren kannst, die es dir erlaubt ein neues Instrument zu lernen und zu spielen. Dazu gehören auch neue Überzeugungen, wie jetzt “eine musikalische Person” zu sein, “Musik zu lieben” und “Ich kann und werde jedes Instrument lernen, das ich möchte.”

Eine der wichtigsten Lehren bei meinem aktuellen Glaubenssystems ist die Frage, wie ich mich selbst sehe. Ich identifiziere mich nicht über meinen physischen Körper mit dem ich durch eine physische Welt laufe. Ich sehe es eher so, dass die gesamte Realität in einem puren Bewusstsein existiert und ich identifiziere mich (zumindest dass, von dem ich denke, dass ich es bin) als dieses Bewusstsein und nicht über meinen Körper. Ich habe einen physischen Körper, so wie ich Finger und Zehen habe, aber das ist nur ein Teil von mir. Ich nehme die Realität so wahr, wie die meisten Menschen ihre Träume wahrnehmen würde, wenn sie wieder wach sind. Wenn du dich an einen deiner Träume erinnerst, dann ist es eine mentale Erfahrung, die in deinem Bewusstsein stattfindet. Das “Du” ist nicht wirklich dein Traumkörper—es ist die Person, die auf dem Bett liegt und diesen Traum hat. Alles im Traum findet in deinem eigenen Bewusstsein statt und das wahre Du, ist das, was diesen Traum träumt und nicht irgendetwas im Traum an sich. So komisch, wie sich das anhören mag, aber so nehme ich meine Realität wahr, wenn ich wach bin.

Mein aktuelles Glaubenssystem mag ungewöhnlich erscheinen, aber es ist auch dasjenige, welches von allen ausprobierten System, das mit den besten Resultaten ist. Ich kann perfekt funktionieren und mir große, ambitionierte Ziele setzen, die ich auch erreiche—ohne Angst zu scheitern oder Ablehnung zu erfahren. Ich generiere ein nettes Einkommen, ich kann mich um alle meine Bedürfnisse kümmern, ich helfe jeden Tag anderen Menschen, ich versuche möglichst keinen Schaden anzurichten und ich bin überschwänglich glücklich und optimistisch. Für mich ist das eine intelligente Wahl, verglichen damit, wie die meisten anderen Menschen ihr Leben verbringen. Ich nutze meine Intelligenz für die größtmögliche Effektivität und für das Wohl aller. Aber diese Resultate sind nicht einfach nur dadurch entstanden, dass ich ein paar Dinge anders gemacht habe. Wenn es nur so einfach gewesen wäre. Ich musste viel tiefer graben und das OS fixen, bevor ich neue Programme, wie Frieden 5.0, Spaß 7.1, Überfluss 3.2 und Beitrag 4.0 installieren konnte. Wenn ich versucht hätte, solche Programme zu installieren, bevor ich mein OS geupgradet hätte, dann wäre das unweigerlich aufgrund von Kompatibilitätsproblemen gescheitert. Verdammte Computertreiber!

Wenn die Realität nur im Bewusstsein stattfindet, dann ist das gesamte Leben nur ein Ausdruck eben diesen Bewusstseins. Diese Erkenntnis macht mich nicht so passiv, wie viele vermuten würden—ganz im Gegenteil. Es beseitigt die Angst, sodass ich viel leichter Dinge umsetzen und Resultate erzielen kann—mit weniger Aufwand. Anstatt Konflikte à la “Ich gegen den Rest” zu sehen, so betrachte ich einen Konflikt mehr als einen Unterschied zwischen verschiedenen Aspekten meines eigenen Bewusstseins. Es ist dann an mir, zu entscheiden, wie ich diese Konflikte löse und dazu Änderungen an und in mir umsetze.

Egal welche Änderung ich in der Realität erreichen möchte, arbeite ich zuerst daran, diese Verändung in mir selbst zu manifestieren. Diese Änderungen in mir führen, wirken sich dann nach und nach auf meine Umgebung aus … alles durch bewusste Schöpfung. So kann ich die Welt auf eine positive Weise verändern. Wie bei einem Virus, führen die Upgrades an meinem eigenen OS dazu, das schließlich auch andere inifiziert werden. Natürlich können Downgrades denselben Effekt haben, deswegen ist es so wichtig, genau aufzupassen, welche langfristigen Konsequenzen jede Veränderung hat.

Mein Körper ist das primäre Vehikel, durch welches ich mit meinen bewussten Kreatione interagiere. Ich beeinflusse das gesamte Bewusstsein durch meine Gedanken und Taten. Ich entscheide, wie ich das Bewusstsein an sich aussehen wollte—zum größten Wohl aller—und mache mich dann an die Arbeit um ihm diese Qualitäten zu verleihen. Wenn ich z.b. wollen würde, dass die Welt in Frieden lebt, dann würde ich zuerst daran arbeiten, mit mir selber im Reinen zu sein. Ich möchte, dass es einen Grund gibt, warum die Welt existiert, also richte ich mein Leben nach einem Sinn und Zweck aus. Ich möchte das die Welt voller Mitgefühl ist, also weigere ich mich, Tieren oder Menschen Schaden zuzufügen. Ich möchte, dass die Welt mutig ist, also stelle ich mich zuerst willentlich meinen eigenen Ängsten.

Wann immer ich einen Konflikt in der Welt entdecke, interpretiere ich ihn als einen Konflikt in mir selbst. Wenn ich einmal diesen Konflikt in mir aufgelöst habe, dann habe ich hoffentlich mein Beste getan. Ich kann nicht einen Konflikt eliminieren, in dem ich noch mehr Konflikt erzeuge. Ich kann nur einen Konflikt eliminieren, wenn ich ihn zuerst in mir selbst beseitige, einen Zustand des Friedens herstelle und dann diesen Frieden nach draußen in die Welt trage. Der Versuch Menschen zu ändern ist zwecklos. Ich kann niemanden zeigen, wie er ein Programm genannt “Frieden” laufen lassen soll, wenn er nicht zuerst sein OS geupgraded hat, damit es ihm erlaubt, dass so ein Programm installiert werden kann. Und solche Upgrades kann man nur durch eine bewusste Entscheidung herbeiführen, niemals erzwingen. Ich kann Menschen zwingen, solche Programme, wie “Angst”, “Gier” und “Feigheit” laufen zu lassen, wenn ich das möchte, aber das liegt auch nur daran, dass solche Programme weitaus niedrigere Systemanforderungen haben, als “Frieden”, “Mut” und andere anspruchsvollere Programme. Selbst Tiere können sowas Simples laufen lassen.

Wann immer mir ein Konflikt bewusst wird, der solche Gefühle in mir heraufbeschwört, dann weiß ich, dass es Konflikt ist, den ich in mir lösen muss. Ich kann ihn nicht mit bestem Gewissen einfach ignorieren. Viele Menschen entdecken etwas, was sie innerlich zerreisst und kehren dem dann den Rücken zu, weil sie Angst davor haben. Ich gebe mein Bestes, dass mir sowas nicht passiert, weil das mein Bewusstsein herabsetzt, wenn ich das tun würde. Es macht einen schlechteren Menschen aus mir.

Wenn du zum Beispiel ein Video über Massentierhaltung (geht auch ganz schnell in nur 60s siehst und wie die Tiere gequält werden, empfindest du dann eine Sympathie für ihr Leid? Verspürst du da überhaupt einen Konflikt, wenn dir solche Dinge bewusst werden? Setzt du dieses Leid mit deinen eigenen Ernährungsgewohnheiten in einen Bezug … mit deinem Mittagessen? Begrüßt du solche Informationen und integrierst sie dann in deine Vorstellung der Welt, sodass du intelligentere Entscheidungen treffen kannst oder versuchst du, sie zu ignorieren und so deine eigene Intelligenz herabzusetzen?

Ich habe solch einen Konflikt in mir aufgelöst, indem ich mich bewusst entschieden habe, vegan zu leben. Als mir bewusst wurde, wie meine Handlungen zu dieser Brutalität und diesem Leid beitragen, konnte ich damit nicht weitermachen. Es würde mein Bewusstsein herabsetzen, wenn ich etwas mache, was ich als schädlich ansehe. Ich habe mir also nicht erlaubt, diese Informationen zu ignorieren und mir selbst einzureden, dass es schon okay sei—unabhängig davon, was andere Menschen machen. Es gibt viele Konflikte, an denen ich immer noch arbeite, um sie in mir aufzulösen. In diesen Situationen nehme ich einen Konflikt bewusst war und akzeptiere, dass es ihn gibt, statt mich vor ihm zu verstecken. Ich sage mir einfach:

“Ja, hier ist ein Konflikt, der auf eine Lösung wartet. Aber ich bin jetzt noch nicht stark genug, um ihn sofort auflösen zu können.”

Dann konzentriere ich mich auf die Intention, so viel Stärke zu erreichen, die ich brauche um mich zu verändern und irgendwann komme ich dann auch an diesem Punkt an. Und jedes Mal, wenn ich es schaffe, solche Konflikte in mir aufzulösen und aufhöre zu dem Leid “da draußen” beizutragen, verspüre ich mehr Frieden und Glückseligkeit und ich fühle, wie ich noch bewusster werde. Ich fühle mich tatsächlich so, als hätte ich ein mentales Upgrade bekommen.

Das ist keine einfache Art zu leben, aber meines Wissens nach die intelligenteste. Eine meiner Voraussetzungen um intelligent leben zu können, ist die Regel, dass ich Daten nicht ignorieren kann. Ich muss alle Informationen verarbeiten, derer ich bewusst werde. Wenn ich mitbekommen, dass Menschen irgendwo auf der Welt leiden, dann muss ich das in Betracht ziehen, wenn ich entscheide, wie ich leben sollte—insbesondere, wenn mir bewusst wird, dass ich zu ihrem Leid beitrage. Wenn ich mir eine Mahlzeit zubereite, dann muss ich an die Konsequenzen meiner Wahl denken. Beispielsweise bin ich kein Freund von diversen Unternehmen, wie McDonalds oder Burger King, weil ich nicht bereit bin, die Konsequenzen mitzutragen, die diese Unternehmen erschaffen. Ich absolut nicht perfekt in der Anwendung dieses Prinzips, aber jedes Jahr werde ich stärker und kongruenter. Es ist ein andauernder, sich entwickelnder Prozess.

Wenn ich einmal diese Konflikte in mir aufgelöst habe, dann höre ich nicht nur damit auf, sie mir selbst zu erschaffen, sondern die Veränderung in mir, hat durch meine Taten auch einen Einfluss auf die Welt. Meine Entscheidung vegan zu leben, hat andere dazu gebracht, ebenso darüber nachzudenken, es zu probieren oder es sogar zu übernehmen. Aber das entsteht meist als ein Resultat durch die interne Veränderung meiner Identität, eine natürliche Konsequenz dessen, zu dem ich geworden bin, nicht weil ich meine Tage damit verbringe, aktiv andere Menschen zum Veganismus zu konvertieren. Genaugenommen denke ich, dass es meist Zeitverschwendung ist, zu versuchen, andere Menschen davon zu überzeugen, ihre Ansichten zu ändern. Das führt für gewöhnlich zu Frustration; es führt den Konflikt nur weiter fort. Es ist viel effektiver, Menschen dabei zu helfen, ihr Bewusstsein zu erhöhen und sie dann selbst entscheiden zu lassen. Auf meinem aktuellen Bewusstseinsniveau ist der Veganismus einfach die intelligente Wahl. Etwas anderes zu machen, würde mich dazu zwingen, mir bewusst selbst zu schaden, Folter und Tod von Tieren zu unterstützen, anderen Menschen zu schaden, die in diesem System gefangen sind, Ressourcen zu verschwenden und gravierenden Schaden an der Umwelt zuzulassen. Wenn ich an diesem Schmerz und Leid teilhabe, dann lade ich ihn auch zu mir ein. Ich werde nur eine abgestumpftere, weniger mitfühlende und unzivilisierte Person. Ein Teil meiner eigenen Göttlichkeit wird unter einer Schicht von Angst begraben. Der einzige Weg, auf dem ich heute noch so etwas machen könnte, wäre durch Absenken meines Bewusstseins … zu vergessen, was ich gesehen habe … und durch Ignorieren der Fakten. Wenn ich es ablehne, die Konsequenzen meiner Taten tragen zu wollen (aus Furcht), dann bedeutet das, dass dieses Leid und diese Grausamkeit durch mich erschaffen wird. Ich kann vor dem Wissen davonlaufen, aber ich kann nie der Verantwortung entkommen. Für mich hat das wenig mit einer spirituellen Entscheidung zu tun. Es ist eine intellektuelle. Es ist für mich nicht intelligent, unnötiges Leid zu verursachen. Ich gehe nicht durch meine Nachbarschaft, quäle die Haustiere der Bewohner und schlage sie dann auch noch tot—also warum um Himmelswillen sollte ich dann jemanden dafür bezahlen, damit er es für mich macht? Wärst du mit der Entschuldigung einverstanden, dass es für mich absolut okay ist, so etwas zu machen, nur weil deine Miezekatze nunmal so lecker ist?

Viele Menschen würden das als eine spirituelle Überzeugung ansehen. Und sie hätten Recht. Aber es sind hauptsächlich intellektuelle Überzeugungen. An diesem Punkt gibt es keinen Konflikt zwischen Intelligenz und Spiritualität. Sie zeigen beide in die gleiche Richtung. Ich sehe das so, dass wenn ich auf intelligente Weise ein paar der Probleme in dieser Welt heilen möchte, dann hilft mir diese Sammlung spiritueller Ansichten dabei. Mein ganzes Leben dreht sich darum, das bewusste Erschaffen von Dingen zu verbessern—nicht nur was mich angeht, sondern alles, was in mein Blickfeld kommt. Dieser Zweck ist für mich wichtiger als Geld, eine neue Stufe auf der Karriereleiter und meine eigene Sicherheit. Ich kann ohne Angst vor Niederlagen oder Ablehnung meine Energie und Ressourcen für dieses Streben aufbringen. Wenn ich scheitere, dann nur, weil mich das Universum auf harte Weise gestoppt hat, nicht weil zu viel Angst hatte, es überhaupt zu versuchen. Ich kann nicht mehr als mein Bestes geben und wenn das letztendlich in einem niederschmetternden Urteil des Universums endet, dann werde ich es akzeptieren.

Wenn dieser Planet zum Besseren verwandelt werden soll, dann müssen wir als Individuuen uns zuerst verändern. Wann immer du einen Konflikt in der Welt wahrnimmst, musst dir bewusst werden, dass du ihn nur so siehst, weil er mit etwas resoniert, was bereits in dir steckt. Es ist ein Signal einen Konflikt in dir selbst zu lösen. Du kannst kein Problem in der Welt lösen, wenn du den zugrundeliegenden Konflikt in dir nicht vorher beseitigt hast. Es ist sinnlos, sich über die Probleme der Welt zu beschweren, solange wir selber dazu beitragen. Wir müssen damit beginnen unseren eigenen Beitrag zu Konflikten und Leid einzustellen. Wir müssen zuerst Frieden in uns selbst erreichen. Nur dann können wir diesen Frieden nach draußen in die Welt tragen und andere dazu einladen, es uns nachzumachen.

Bei meinem Glaubenssystem gibt es keine Trennung zwischen anderen und mir selbst. Wir sind alle Teile des gleichen, sich entfaltenden Bewusstseins. Wenn ein Wesen einem anderen schadet, dann ist der Konflikt die Projektion von zwei gegensätzlichen Gedanken im Bewusstsein an sich. Wir lösen diese Konflikte, indem wir bewusster werden—wir untersuchen den Konflikt und treffen die intelligenteste Wahl, die uns möglich ist. Das hat den Effekt, dass unser eigenes Bewusstsein angehoben wird. Wir erfahren persönliches Wachstum und erhalten so die Fähigkeit, noch größere Konflikte zu beheben und größeren Frieden zu erleben. Wie Kahlil Gibran in Der Prophet schrieb:

“Je tiefer sich die Sorge in dein Wesen gräbt, desto mehr Freude kannst du aufnehmen.”

Einer der Schlüsselkonflikte, den wir in uns lösen müssen, ist der zwischen Intelligenz und Spiritualität. Ich bemerke, dass das ein globales Problem für die ganze Welt wird und ich vermute, dass es in den nächsten Jahren nur größer werden wird. Auf der Erde nimmt es die klassische Form “West gegen Ost” an— konservativ vs. liberal, Mann vs. Frau, Materie vs. Energie. Wir nehmen das Physische und das Spirituelle als getrennt und voneinander unabhängig wahr, aber für viele von uns beginnt sich der Schleier der Trennung zu heben und es entsteht Leben, dass die Vereinigung der scheinbaren Gegensätze bereits in sich trägt.

Vielleicht bist du eine Person, die sich selbst für weitaus intellektueller als spirituell hält. Ich denke, das ist eine gute Sache. Zu oft wird sogenannte Spiritualität als ein Werkzeug der Manipulation und Kontrolle eingesetzt oder es ist so absurd, das kein Zusammenhang zur Rationalität noch hergestellt werden kann. Wenn du deinen Intellekt weit genug erforschst, dann wirst du schließlich mit den Grenzen deines mentalen Betriebssystems konfrontiert. Einer guter Weg um nach Bugs zu suchen, ist, wenn du dich selber fragst:

“Wovor habe ich Angst? Sind diese Ängste logisch und rational oder halten sie mich nur unnötig zurück?”

Das sind sehr praktische, grundsolide Fragen. Wenn du Angst vorm Scheitern oder vor Ablehnung hast, dann werden deine Aussichten im Leben doch stark limitiert sein. Deine Resultate werden sicherlich darunter leiden. Aber wenn du dein eigenes mentales OS von Fehler befreien und die Angst ein für alle Mal beseitigen kannst, dann wird dein Leben in weitaus angenehmeren Bahnen verlaufen. Du wirst fähig sein, mehr und Besseres in kürzer Zeit zu leisten.

Dieser Fehlerbeseitigungs- und Upgrade-Prozess wird dich letztendlich dazu führen, dass du deine fundamentalsten Überzeugungen hinsichtlich der Realität in Frage stellst—die Dinge, die die meisten Menschen als spirituell ansehen würden. Du musst vor dieser Erfahrung keine Angst haben. Deine religiösen und spirituellen Ansichten sind Teil deines Betriebssystems. Genaugenommen sind sie der Kern, auf dem alle anderen Programme laufen. Wenn dein Kern Fehler enthält oder suboptimal läuft, dann werden die Resultate in deinem Leben permanent suboptimal sein. Keins deiner Programme wird korrekt laufen. Deine Gedanken und Taten werden ein Gemisch von Widersprüchen sein. Du wirst oft das Gefühl haben, als ob du im Geist nur mit dir selber kämpfst. Als ob man versuchen würde, sich einen Reim auf eine Steuererklärung zu machen, die jetzt die Länge von zwölf Bibeln hat.

Wenn du jedoch auch nur einen kleinen Bug fixen oder ein kleines Upgrade auf deinem Kern spiritueller Ansichten durchführen kannst, dann kann das bereits einen riesigen Unterschied in deinen Resultaten hervorrufen. Sämtliche Software, die darauf läuft, wird davon beeinflusst. All deine Gedanken und Taten werden sich verändern. Wenige Dinge im Leben können deine Resultate auf so dramatische Weise beeinflussen, wie deine spirituellen Überzeugungen. Aber diese Form der Optimierung benötigt höchste Intelligenz. Es ist kein hübscher Spaziergang über die grasigen Hügel des Wunderlands.

Werde neugierig auf deine tiefsitzenden, geheiligten Überzeugungen. Stell Fragen.

  • Gibt es einen Gott?
  • Wenn ja, von welcher Natur ist er dann?
  • Gibt es ein Leben nach dem Tod und wenn ja, wie wird das aussehen?
  • Sind übersinnliche Erfahrungen möglich und wen ja, wie entstehen sie?

Wenn du deinen Überzeugungen (neu) auswählst, dann achte zuerst auf Genauigkeit und dann auf die Stärke, die sie dir verleihen. Zu allererst willst du, dass deine Überzeugungen konsistent mit deinem existierenden Verständnis der Realität sind. Ungenauigkeit schwächt dich. Es wird dir nicht helfen, wenn du glaubst, die Erde sei flach. Aber weil es eine Menge Lücken in unserem Wissen über die Welt gibt, wirst du immer noch genug “Weiß ich nicht”-Fälle übrig haben, wo du dich nicht für die eine oder andere Seite entscheiden kannst. Die bekannten Fakten geben da nicht genügend Informationen her. Füll diese Lücken, in dem du Überzeugungen auswählst, die dir die Möglichkeit geben, die besten Resultate zu erzielen. Dafür benötigst du jede Menge Experimente und Geduld. Aber das Wichtigste ist, dass du auf deiner Suche nach Präzision und mehr Macht für eine Veränderung deiner Ansichten offen bist, auch bei denjenigen, die du als deine heiligsten einstufst. Nimm niemals an, dass dein Betriebssystem endlich fehlerfrei und optimal ist. Das Upgraden ist ein lebenslanger Prozess und manchmal muss man einen Schritt zurückgehen und alten Programmcode überarbeiten, den man einmal als tadellos angesehen hat, damit man neue Performanzsteigerungen erzielen kann.

Überzeugungen befinden sich auf einem Spektrum von Unsicherheit bis Sicherheit. Wenn eine “1” bedeutet, dass sehr zweifelst und eine “10”, das du absolut sicher bist, dann wirst du feststellen, das die meisten deiner Überzeugungen in den Bereich von 4-7 fallen. Im Gegensatz zur Hardware eines Computers ist deine allerdings nicht binär. Du kannst mit Grautönen zu arbeiten. Du hast die Fähigkeit, sehr feine Anpassungen vorzunehmen. Wo ein typischer, digitaler Computer unscharfe Daten nur mithilfe von Software verarbeiten kann, sind solche Fähigkeiten direkt in deine Hardware mit eingebaut. Du kannst für jede Überzeugung, die du in dir trägst, eine Art Regler bedienen. Auch wenn du noch die gleichen Überzeugungen wie gestern hast, so kannst du doch unterschiedliche Resultate erzielen, in dem du manchen Verdacht zur Gewissheit werden lässt oder manche Gewissheit zu einem bloßen Verdacht degradierst. Du kannst dich dazu entscheiden, dir ab sofort einer Sache sicher zu sein, die du bisher angezweifelt hast oder du beginnst Dinge infrage zu stellen und anzuzweifeln, die du bisher als Fakten angesehen hast. Allerdings musst du auch nicht jede Überzeugung in eine 1 oder eine 10 verwandeln. Genaugenommen ist es sogar eine der Schlüsselstärken unserer matschigen neuralen Netzwerke, dass sie die Fähigkeit besitzen mit Mehrdeutigkeiten und Veränderung umzugehen. Wir können Menschen auch nach einem neuen Haarschnitt noch erkennen. Wir können erfolgreich alte Aufgaben und neuen Bedingungen absolvieren. Wir können mit ungenau spezifizierten Überzeugungen gut funktionieren.

Was du glaubst, ist deine Sache. Aber entscheide dich bewusst dafür. Wähle deine Überzeugungen bewusst aus.

Wenn du deine Überzeugungen nicht bewusst wählst, dann wird es jemand anderes für dich machen. Jemand wird auftauchen und dich darauf programmieren, seine Resultate zu optimieren, was nicht unbedingt das Selbe sein wird, was du für dich selbst gewählt hättest. Sei dir bewusst, dass du bereits programmiert wirst. Die Massenmedien haben vermutlich einen riesigen Einfluss auf deine grundlegenden Ansichten. Wenn du für ein großes Unternehmen arbeitest, dann ist es praktisch garantiert, dass es deine Ansichten beeinflusst und dich darauf konditioniert dem Wohl des Unternehmens zu dienen, aber nicht notwendigerweise deinen eigenen.

Kann es sein, dass dein Betriebssystem vom Konsum-Virus befallen ist? Was ist mit der “Angst zu Scheitern”-Firewall? Würde ich die GEHORCHE_MEINEM_BOSS.EXE in deiner Liste mit den aktiven Prozessen finden?

Du hast die Entscheidungsfreiheit dein eigenes Betriebssystem upzugraden. Auch wenn du seine Wartung sträflich vernachlässigst, ist es dennoch nie zu spät für ein Upgrade. Wenn dir nicht gefällt, was die Welt in dir installiert hat, dann kannst du es deinstallieren. Wenn du auf eine Ansammlung von Überzeugungen stößt, von denen du dir vorstellen kannst, das sie dir eine große Hilfe sein könnten, dann kannst du sie installieren. Du möchtest vermutlich nicht gleich alles löschen und wieder zum Kleinkind werden, aber du kannst dennoch Fehler ausmerzen und den Code optimieren—, auch wenn das System schon läuft. Das ist eine der großartigen Vorteil ein Mensch zu sein. Wir können unsere Software im laufenden Betrieb upgraden ohne einen kompletten Reboot durchführen zu müssen.

Jeder Überzeugung ist eine Entscheidung. Sehr wenige Menschen realisieren das, weil sie diese Entscheidungen nie bewusst getroffen haben. Aber wenn du erkennst, dass deine Überzeugungen nur Entscheidungen sind und du sie durch intelligenten Entscheidungsprozess verändern kannst, dann wirst du viel mehr Kontrolle über deine eigene Hardware und die Resultate, die sie produziert, haben. Wenn dir nicht gefällt, was du bekommst, dann steht es dir frei, deinen eigenen Code zu fixen.

Du kannst vielleicht deinen Bekannten einreden, dass du ein Opfer der Welt wärst, aber mich überzeugst du nicht. Du und ich sind komplett dafür verwantwortlich, was wir zu unserer Welt beitragen—direkt oder indirekt. Du kannst deine Kontrolle abgeben, aber niemals deine Verantwortung. Zu jedem Zeitpunkt musst du dich entscheiden, ob du Informationen verleugnen und ignorieren oder bewusst leben und den Mut aufbringen möchtest, zum besten Wohl aller zu agieren. Wenn du dich bisher nicht ganz bewusst für Letzteres entschieden hast—nun, dann hast du dich für Ersteres entschieden.

Aber es ist nie zu spät, deine Meinung zu ändern.

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